Einheilung / Provisorium - Infos unmittelbar nach der Zahnimplantation?
Nach der Behandlung
Nach dem Eingriff sollten Patienten in den ersten Stunden kein Auto fahren und sich bestenfalls aus der Praxis abholen lassen. Lässt die Betäubung nach, kann es am ersten Tag zu leichten Schmerzen kommen, denen man aber mit leichten Schmerztabletten entgegenwirken kann. Bereits am Folgetag sollten kaum bis keine Schmerzen mehr vorhanden sein. Ein vorab bereits verordnetes Antibiotikum (um möglichen Entzündungen vorzubeugen) kann weiter eingenommen werden. Um mögliche Schwellungen gering zu halten, sollte unmittelbar nach dem Eingriff gekühlt werden. Nach etwa ein bis zwei Wochen werden dann die Fäden gezogen.
Das Provisorium
Bis die Implantate sicher eingeheilt sind, besteht bei Wunsch bzw. Bedarf auch die Möglichkeit, auf die Implantate ein Provisorium zu setzen. Oftmals wird dieser Schritt aus ästhetischen Gründen im Frontzahnbereich gewählt, ist aber auch bei hinteren Zähnen zwecks der Kaufunktion machbar. Ein weiterer Vorteil ist der Schutz des Implantates vor ungewollter Überbelastung. Die Art des Provisoriums ist davon abhängig, in welchem Bereich und wie viele Implantate gesetzt wurden.
Folgende Provisorien sind bei Zahnlücken möglich: Klammerprothese (einfach aus Kunststoff oder mit Stahlbasis), Klebebrücke, provisorische Brücke, Sofortversorgung der Implantate oder provisorische Implantate. Bei kompletter Zahnlosigkeit stehen eine Vollprothese oder ebenfalls provisorische Implantate zur Auswahl. Wird ein Implantat direkt nach dem Setzen oder 1 bis 2 Tage später mit einem Provisorium versorgt und auch belastet, spricht man hier von der Sofortversorgung oder auch Sofortbelastung. Das ist aber nur unter bestimmten Voraussetzungen (Knochenstruktur, Behandlungskonzept, Implantatwahl) umsetzbar. In den meisten Fällen werden Implantate erst nach der Einheilzeit mit dem endgültigen Zahnersatz versorgt.
Erläuterungen zum Film: Nach einer Implantation erfolgt eine provisorische Versorgung der Zahnlücke. Es ist darauf zu achten, dass Kaukontakt des Provisoriums mit anderen Zähnen vermieden wird. Zur Auswahl eines Provisoriums stehen u.a. kleine implantatgetragene Einzelzahn-Provisorien, Klammerprothesen (die an Nachbarzähnen befestigt werden) oder auch Klebebrücken. Klebebrücken, als nicht-implantatgetragene Provisorien, werden oftmals bei Patienten mit hohem Ästhetikanspruch verwendet. Die Aufgaben eines implantatgetragenen Provisoriums sind der Ersatz des Zahnes und die Ausformung der Durchtrittsstelle, die vor allem im Frontzahnbereich von großer, ästhetischer Bedeutung ist. In Bereichen, die eine hohe Ästhetik voraussetzen, wird oftmals eine geschlossene Einheilung vorgenommen. Hierbei ist das Zahnimplantat vollständig vom Zahnfleisch bedeckt. Wird das Implantat wieder freigelegt, erhält es einen speziellen Aufbau (Gingivaformer), der für eine Ausformung des Weichgewebes an der Durchtrittsstelle sorgt. Zusätzlich wird oftmals eine provisorische Krone verwendet, die nach (mehrfacher) Anpassung ein positives Ergebnis ermöglicht. Ist die Einheilphase mit der Ausformung und Stabilisierung des Weichgewebes nach mehreren Wochen abgeschlossen, kann mit der Ausformung des endgültigen Zahnersatzes begonnen werden.
Die Einheilung
Die Einheilzeit beträgt bei normalem Verlauf ca. 6 bis 12 Wochen, kann aber bei einem vorherigen Knochenaufbau auch durchaus bis zu 9 Monate dauern. In diesen Wochen wächst das Implantat fest mit dem Knochen zusammen. In der Einheilphase wird (wie bereits im Themenpunkt Zahnimplantation kurz beschrieben) zwischen der geschlossenen und offenen Einheilung unterschieden.
Eine geschlossene Einheilung liegt vor, wenn nach dem Einsetzen des Implantates das Zahnfleisch darüber wieder vernäht wird. So kann das Implantat - vor äußeren Einflüssen geschützt - heilen. Nach der Einheilung muss jedoch das Implantat durch einen kleinen Schnitt (durch einen Laser oder eine Stanze) freigelegt werden. Bei einer offenen Einheilung dagegen wird in das eingesetzte Implantat ein sogenannter Zahnfleischformer eingeschraubt, der aus der Zahnfleischoberfläche rausragt.
Je nach Art der Einheilung wird von dem freigelegten Implantat ein Abdruck der Position getätigt und ein Gipsmodell angefertigt, welches als Vorlage für den Zahnersatz (Aufbau) dient. Die Forschung ist weiterhin auf der Suche nach einer Optimierung der Implantatoberflächen, um die Einheilphase zu beschleunigen und somit eine frühere Belastung zu ermöglichen. Der Wunsch einer Sofortbelastung bzw. Sofortversorgung kann aber nur unter bestimmten Rahmenbedingungen (u.a. gute Primärstabilität, Frontzahnbereich) erfüllt werden. Dennoch bleibt hierbei immer ein Risiko zum Implantatverlust. Welche Form gewählt wird, muss der Arzt entscheiden.
Erläuterungen zum Film: Als Osseointegration wird der bei der Implantation wichtige Vorgang des Einheilens vom Implantat in den Knochen bezeichnet. Hierbei verbindet sich lebender Knochen mit der Implantatoberfläche. Weil Implantate meistens aus Reintitan bestehen, können sie eine Verbindungsschicht zum lebenden Gewebe bilden. Das ist möglich, da Titan eine sehr dünne aber stabile Schicht in Verbindung mit Sauerstoff bilden kann.
Ist das Implantat gesetzt, liegt der Knochen in vielen Bereichen bereits sehr dicht am Implantat an. Je mehr bzw. besser der Knochen zu Beginn gleich anliegt, umso größer ist auch der Halt des Implantates. Hierbei spricht man auch von der sogenannten Primärstabilität. Trotzdem existieren Spalträume zwischen der Oberfläche des Implantates und dem anliegenden Knochen, die sich anfangs mit Blut füllen. Nach und nach wachsen in diesen Spalträumen Knochenzellen ein, die sich mit der Implantatoberfläche verbinden. Eine Implantatbelastung und eine Entzündung des Gewebes sollten in dieser Phase vermieden werden, um den Einheilungsprozess nicht zu gefährden. Zudem sind eine sterile und gründliche Arbeitsweise des Zahnarztes, sowie eine bestmögliche Mundhygiene von großer Wichtigkeit. In dieser Einheilphase ist auch die Durchblutung des Gewebes entscheidend. Kommt es zu Durchblutungsstörungen, wie dies bei Knochenerkrankungen und Rauchern möglich sein kann, können Misserfolge auftreten.
In den folgenden Wochen wird der unmittelbar am Implantat liegende Knochen umgebaut, welches ein zeitweises Verringern des Haltes mit sich bringen kann. In den Monaten danach werden die immer weiter einwachsenden Knochenzellen einen stabilen Knochen bilden, der sich optimal in der Oberfläche des Implantates anlagert. Um die Lücke zwischen der Primärstabilität und der Sekundärstabilität gering zu halten, kann man versuchen, die Oberfläche des Implantates entsprechend zu behandeln bzw. zu gestalten. Diesen Zwischenraum bildet die Verankerung des Implantates im alten Knochen mit der Verankerung des umgebauten Knochens. Die Osseointegration ist ein dynamischer, fortlaufend biologischer Prozess, der als Ergebnis den langen Halt eines Zahnimplantates ermöglichen soll.